Das Anliegen

und der Anliegensatz

Die Selbstbegegnung mit den Worten des Anliegensatzes in der Gruppe oder der Einzelsitzung

Für eine zielorientierte selbstverantwortliche therapeutische Arbeit ist es wichtig, dass der Klient mit einem spezifischen Anliegen zur Aufstellung kommt. Im Anliegen, das der Klient selbst formuliert, ist sein Wunsch nach Veränderung, die Blockade und Lösung seines Problems enthalten. Das Anliegen ist das zentrale Ziel einer Aufstellung.

Durch das Aufstellen der Worte aus dem Anliegensatz wird dem Unbewussten die Möglichkeit gegeben, vom Therapeuten "unzensiert", sich nach Außen darzustellen.

Das ARbeiten mit dem Anliegen zeigt dem Klienten:

  • was er durch die Aufstellung erreichen möchte
  • wo er im Moment in seinem Leben steht
  • mit welchen Veränderungswünschen er momentan psychisch in Kontakt ist
  • was sich in seinem Leben ändern soll
  • den Wunsch nach Verständnis der Zusammenhänge in seinem Leben
  • warum er das Ziel bis jetzt noch nicht erreichen konnte

Das Anliegen könnte z. B. folgendes sein:

  • „Ich möchte Klarheit darüber haben, warum ich Angst in engen Räumen habe“ oder
  • „Ich möchte wissen, was hinter meinen Rückenschmerzen steht“ oder
  • „Warum ist mein Sohn/Tochter immer so unruhig?“ oder
  • „Warum fühle ich keine Nähe zu meinem Partner?“ oder
  • „Warum habe ich Probleme mit meinem Chef?“ oder
  • „Warum habe ich Angst vor dem Alleinsein?“  

Aufstellen der einzelnen Worte des Anliegensatzes

Bei der ICH-orientierten Identitätsaufstellung werden die einzelnen Worte durch Stellvertreter dargestellt. Weder der Klient noch ich wissen vorher, was sich hinter den Worten verbirgt. Jedes einzelne Wort ist wie ein Tor, durch das sich das individuell Unbewusste unzensiert nach außen hin zeigen darf. Neben den einzelnen Worten im Anliegen besteht aber noch die Ebene der inneren Bewegung des Anliegens, die von mir in meiner intensiven empathischen Prozessbegleitung mit berücksichtigt wird. Wenn ein Klient z.B. das Anliegen hat „Ich will einen Schritt auf mich selber zugehen“, dann lautet für mich der Auftrag, dass ich ihn darin unterstütze, näheren Kontakt z.B. zu seinem Ich zu bekommen. Dann kann es sein, dass außer dem Ich kein anderes Wort dazugenommen wird und wir nur mit diesem Annährungsprozess arbeiten. Kommt der Klient aber mit einem Anliegen wie z.B. „Warum habe ich Magenschmerzen“, dann muss ich, um diese Information zu bekommen, alle Worte aufstellen. Da wir überwiegend mit Entwicklungstraumen arbeiten, zeigen sich in einem Anliegen (besonders wenn es viele Worte hat) oft viele Ebenen der Traumatisierung, und da gilt es nun, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, um den Klienten nicht zu überfordern. Nur sehr selten ist ein Anliegen mit einer einzigen Aufstellung abgeschlossen. Oft muss das Thema eines Anliegens viele Male aufgestellt werden, bis es in seiner Tiefe erfasst und integriert werden kann.

Mit jeder Aufstellung geht der Klient schrittweise immer tiefer in seine innerpsychische Landschaft.

Ich als Begleiterin bin gefordert, mit meinem Wissen und meiner Erfahrung nun den Klienten zu unterstützen, um zu erkennen, um welche Anteile, Personen und Emotionen es sich bei jedem Wort handelt. Es hat sich als sehr hilfreich erwiesen, wenn in dem Anliegensatz ein "Ich" vorhanden ist. Die Praxis hat gezeigt, dass das Ich eine wichtige Position in der Aufstellung erfüllt, denn es repräsentiert das ganz Individuelle des Klienten. Der Stellvertreter für ein gesundes "Ich" kann den Klienten dann während des Prozesses der Aufstellung hilfreich begleiten und ihm zur Seite stehen.

 

 Es ist weder für mich noch für den Klienten vorher zu erahnen, welcher Anteil, welche Person oder Situation sich zeigen wird, wie der Klient darauf reagiert und wie er sich selber dabei wahrnimmt.